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Schlagwort: Medizinforschung

Target Discovery: Der Schlüssel zu innovativen Medikamenten

Alles beginnt mit einem entscheidenden Schritt: dem Target Discovery. Dieser Prozess deckt molekulare Strukturen – sogenannte Targets – auf, die für die Entstehung oder den Verlauf einer Krankheit verantwortlich sind. Ein erfolgreiches Target Discovery bildet das Fundament moderner Wirkstoffentwicklung, indem es präzise Angriffspunkte für neue Therapien liefert. Doch wie läuft dieser Prozess ab? Welche Methoden kommen zum Einsatz, und welche Faktoren entscheiden über den Erfolg? Dieser Artikel beleuchtet die Details.

Was ist das Ziel von Target Discovery?

Target Discovery zielt darauf ab, biologische Moleküle wie Proteine, Enzyme oder Rezeptoren zu identifizieren und zu validieren, die bei einer Krankheit eine zentrale Rolle spielen. Ein ideales Target zeichnet sich durch drei Eigenschaften aus:

  • Krankheitsrelevanz: Seine Veränderung beeinflusst den Krankheitsverlauf positiv.
  • Medikamentöse Adressierbarkeit: Es lässt sich mit Molekülen oder Biologika gezielt ansteuern.
  • Geringes Risiko für Nebenwirkungen: Es sorgt für eine hohe Sicherheit bei Patienten.

Diese gezielte Auswahl ermöglicht die Entwicklung von Medikamenten, die wirksamer und verträglicher sind als herkömmliche Ansätze.

Methoden im Target Discovery

Die Identifikation und Validierung von Targets basiert auf einer Vielzahl moderner Ansätze, die sich in vier Kategorien einteilen lassen: genomisch, proteomisch, chemisch und computergestützt.

1. Genomische Methoden

  • Genomweite Assoziationsstudien (GWAS): Vergleiche genetischer Unterschiede zwischen Gesunden und Erkrankten zeigen krankheitsassoziierte Gene.
  • CRISPR/Cas9-Screens: Gezieltes Ausschalten von Genen hilft, deren Bedeutung für Krankheitsprozesse zu entschlüsseln.

2. Proteomische Methoden

  • Massenspektrometrie (MS): Diese Technik identifiziert und misst Proteine in biologischen Proben mit hoher Präzision.
  • Protein-Protein-Interaktionen: Sie zeigt, wie Proteine zusammenwirken und welche als Targets infrage kommen.

3. Chemische Biologie

  • High-Throughput Screening (HTS): Große Molekülbibliotheken werden systematisch auf ihre Wirkung gegen Targets geprüft.
  • Fragment-basierte Wirkstoffentwicklung (FBDD): Kleine Molekülfragmente dienen als Ausgangspunkt für optimierte Bindungen.

4. Computergestützte Ansätze

  • Künstliche Intelligenz (KI) und maschinelles Lernen: Sie analysieren komplexe biologische Daten, um neue Targets zu finden.
  • Molekulare Docking-Studien: Simulationen prognostizieren, wie Wirkstoffe mit Targets interagieren.

Erfolg messen: Kennzahlen im Target Discovery

Der Erfolg eines Target-Discovery-Projekts hängt von klaren Key Performance Indicators (KPIs) ab:

  1. Hit-Rate (%): Wie viele getestete Moleküle zeigen eine relevante Wirkung?
  2. Target Validity Score: Wie stark ist die Evidenz für die Krankheitsrelevanz?
  3. Toxicity Score: Wie hoch ist das Risiko für Nebenwirkungen?
  4. Druggability Score: Wie gut lässt sich das Target medikamentös nutzen?
  5. Time-to-Lead: Wie lange dauert es bis zur ersten vielversprechenden Leitstruktur?

Diese KPIs helfen, Ressourcen effektiv einzusetzen und die besten Targets auszuwählen.

Ein gelungenes Target Discovery liefert:

  • Validierte Targets mit hohem therapeutischen Potenzial.
  • Leitstrukturen (Lead Compounds) für die präklinische Forschung.
  • Klinische Kandidaten, bereit für die nächsten Entwicklungsstufen.

Dieser Übergang zur Wirkstoffentwicklung ist der Moment, in dem innovative Therapien Form annehmen.

Trends: Die Macht der Künstlichen Intelligenz

KI verändert das Feld nachhaltig. Aktuelle Entwicklungen umfassen:

  • Deep Learning: Algorithmen erkennen neue Zusammenhänge in genetischen und proteomischen Daten.
  • Virtuelles Screening: KI beschleunigt und präzisiert die Target-Suche.
  • KI-gesteuerte Wirkstoffentwicklung: Firmen wie BenevolentAI oder Insilico Medicine setzen neue Maßstäbe.

Jedes Ende ist ein neuer Anfang

Target Discovery ist der Dreh- und Angelpunkt moderner Arzneimittelforschung. Dank einer intelligenten Kombination aus Genomik, Proteomik, chemischer Biologie und KI lassen sich heute Targets schneller und präziser finden als je zuvor. Besonders die Fortschritte durch KI versprechen eine Zukunft, in der innovative Therapien effizienter entwickelt werden.

Pharma- und Biotech-Unternehmen setzen verstärkt auf datengetriebene Strategien, um ihre Erfolgsquote zu steigern. Target Discovery bleibt ein dynamisches Feld – und ein Schlüssel zur Medizin von morgen.

Sensitivität und Spezifität: Was steckt hinter diesen medizinischen Begriffen?

Wenn Sie tiefer in die Welt der medizinischen Forschung oder Investitionen einsteigen möchten, lohnt es sich, wichtige Konzepte gut zu verstehen – sei es als Patient, Mediziner oder Investor im Biotechnologie-Sektor. Deshalb stellen wir in einer eigenen Blogpost-Reihe wichtige Konzepte kurz vor – heute Sensitivität und Spezifität.


In der medizinischen Diagnostik spielen die Begriffe Sensitivität und Spezifität eine entscheidende Rolle. Diese Konzepte sind von zentraler Bedeutung, wenn es darum geht, die Genauigkeit und Zuverlässigkeit eines diagnostischen Tests zu bewerten. Doch was genau bedeuten diese Begriffe, und warum sind sie so wichtig?

Sensitivität – Die Fähigkeit, Krankheiten zu erkennen

Die Sensitivität eines Tests beschreibt die Fähigkeit, Personen korrekt zu identifizieren, die tatsächlich krank sind. Ein Test mit hoher Sensitivität erkennt fast alle positiven Fälle, also Menschen, die die gesuchte Erkrankung haben. Sensitivität wird oft als “True-Positive-Rate” bezeichnet, da sie den Anteil der korrekt erkannten positiven Ergebnisse angibt.

Ein Beispiel: Angenommen, ein Test zur Erkennung von Brustkrebs hat eine Sensitivität von 90 %. Das bedeutet, dass der Test in 90 % der Fälle korrekt anzeigt, dass die Person Brustkrebs hat, wenn sie tatsächlich daran erkrankt ist. Es bleiben jedoch 10 % der Fälle, bei denen der Test fälschlicherweise anzeigt, dass die Person gesund ist – obwohl sie erkrankt ist. Diese Fälle nennt man falsch-negative Ergebnisse.

Spezifität – Vermeidung von Fehlalarmen

Die Spezifität eines Tests beschreibt hingegen die Fähigkeit, Personen korrekt zu identifizieren, die nicht erkrankt sind. Ein Test mit hoher Spezifität minimiert die Anzahl der falsch-positiven Ergebnisse, also Fälle, in denen eine Person fälschlicherweise als krank diagnostiziert wird, obwohl sie gesund ist. Spezifität wird daher als “True-Negative-Rate” bezeichnet.

Wenn wir das Brustkrebs-Beispiel wieder aufgreifen: Hat ein Test eine Spezifität von 95 %, bedeutet das, dass er in 95 % der Fälle korrekt anzeigt, dass die Person gesund ist, wenn sie tatsächlich keine Krankheit hat. In 5 % der Fälle würde der Test jedoch fälschlicherweise angeben, dass die Person erkrankt ist. Diese nennt man falsch-positive Ergebnisse.

Das Dilemma: Sensitivität vs. Spezifität

In der Praxis stehen Sensitivität und Spezifität oft in einem gegenseitigen Verhältnis. Ein Test, der sehr sensitiv ist, neigt dazu, auch mehr falsch-positive Ergebnisse zu liefern. Umgekehrt kann ein sehr spezifischer Test dazu führen, dass einige Fälle von Erkrankungen übersehen werden. Daher ist es selten möglich, einen Test zu entwickeln, der sowohl eine hohe Sensitivität als auch eine hohe Spezifität hat.

In vielen Fällen muss eine Balance gefunden werden, je nach Priorität. Zum Beispiel ist bei schweren Krankheiten wie Krebs eine hohe Sensitivität wichtig, um sicherzustellen, dass möglichst keine Erkrankung übersehen wird. Andererseits ist bei Screening-Tests, die bei einer großen Anzahl gesunder Menschen durchgeführt werden, eine hohe Spezifität notwendig, um unnötige Behandlungen oder Ängste zu vermeiden.

Richtige Entscheidung in der Diagnostik treffen – Sensitivität und Spezifität

Die Begriffe Sensitivität und Spezifität helfen uns, die Stärken und Schwächen medizinischer Tests zu verstehen. Eine hohe Sensitivität sorgt dafür, dass möglichst wenige Erkrankte übersehen werden, während eine hohe Spezifität die Anzahl der falsch-positiven Ergebnisse reduziert. Beide Faktoren sind entscheidend, wenn es darum geht, die Effektivität eines Tests zu bewerten und die richtigen Entscheidungen in der Diagnostik zu treffen.

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