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Schlagwort: Wettbewerbsanalyse

IQVIA: Methoden zur Optimierung der Medikamenteneinführung und die Bedeutung von Launch-Archetypen

Die Medikamenteneinführung ist eine der wichtigsten Phasen für den Erfolg eines neuen Produkts in der Pharmaindustrie. IQVIA bietet detaillierte Methoden und Frameworks zur Optimierung dieses Prozesses, einschließlich einer spezifischen Segmentierung der Launches in sogenannte Launch-Archetypen (eng. “launch archetypes”). Diese Archetypen helfen Unternehmen, die Erfolgsfaktoren zu identifizieren und die Ressourcen strategisch zu bündeln.

Die Bedeutung der Launch-Archetypen

Archetypen unterstützen Pharmaunternehmen dabei, neue Produkte anhand von Produktmerkmalen und Marktbedürfnissen zu segmentieren und auf dieser Basis maßgeschneiderte Strategien zu entwickeln. Die Segmentierung ist entscheidend, da verschiedene Produkttypen unterschiedliche Marktansätze erfordern. Ein unpassender Ansatz kann das Potenzial des Produkts erheblich verringern.

IQVIA hat vier Hauptarchetypen definiert, die Unternehmen dabei helfen, den Erfolg neuer Medikamente zu maximieren:

1. Science Sells: Hoher medizinischer Bedarf und hohe Produktdifferenzierung

Dieser Archetyp zielt auf Medikamente, die eine starke wissenschaftliche Basis haben und signifikant wirksamer sind als die aktuellen Behandlungsstandards. Hierbei geht es um hohe Differenzierung bei gleichzeitig hohem Bedarf. Typische Erfolgsstrategien umfassen:

  1. Kommunikation der wissenschaftlichen Überlegenheit: Ein besonderer Fokus auf die wissenschaftliche Wirksamkeit und das Wirkungsprofil (eng. “Mechanism of Action, MoA”) sowie die Überlegenheit gegenüber aktuellen Standardtherapien.
  2. Engagement mit Fachleuten und Meinungsführern: Zusammenarbeit mit wichtigen Meinungsführern (eng. “Key Opinion Leaders” oder KOLs) und die Einbindung von HCPs (eng. “Healthcare Professionals”), die wissenschaftliche Evidenz schätzen und in der Lage sind, das Produkt effektiv an Patienten zu kommunizieren.
  3. Optimierte Preisstrategie: Die Preise werden so festgelegt, dass die wissenschaftlichen Vorteile reflektiert werden, oft durch risikobasierte Preisstrategien.
  4. Frühzeitige Bewusstseinsbildung für die Krankheit: Ein wichtiges Ziel ist es, durch eine frühe Aufklärung über die Krankheit und ihre Konsequenzen die medizinische Relevanz des Produkts im Bewusstsein von Ärzten und Patienten zu verankern.

2. Market Shaping: Hohe Differenzierung bei geringerem medizinischem Bedarf

Der Market-Shaping-Archetyp eignet sich für Produkte, die eine starke Differenzierung aufweisen, jedoch in einem Umfeld mit geringerem unmittelbaren Bedarf eingeführt werden. Hier besteht die Strategie darin, durch eine langfristige Nachfrageentwicklung neue Behandlungsstandards zu schaffen und ein Bewusstsein für das Produkt zu schaffen. Erfolgsfaktoren sind:

  1. Aufbau von Bewusstsein für die Krankheit und deren langfristige Auswirkungen, auch wenn die sofortige Nachfrage gering ist.
  2. Kampagnen zur Etablierung der Überlegenheit des Medikaments im Vergleich zu bestehenden Behandlungen, durch gezielte Werbemaßnahmen und Kampagnen.
  3. Strategisches Management von Payer-Kontrollen (eng. “payer control mitigation”) und proaktive Positionierung gegenüber Kostenträgern, um langfristig die Marktzugänglichkeit zu sichern.
  4. Einsatz erfahrener und strategisch geschulter Ressourcen zur Steuerung der Kommunikation und Positionierung, was eine besonders koordinierte Vertriebsstrategie und intensive Marketingunterstützung erfordert.

3. Emphasize the Difference: Hoher Bedarf bei mittlerer bis geringer Differenzierung

Dieser Archetyp eignet sich für Produkte, die zwar in einem Umfeld mit hohem Bedarf eingeführt werden, aber nur eine moderate Differenzierung aufweisen. Die Strategie hier besteht darin, das Produkt gezielt zu positionieren, um es trotz konkurrierender Angebote hervorzuheben und Patienten sowie Ärzten die Vorteile des Produkts deutlich zu machen. Zentrale Maßnahmen umfassen:

  1. Gezieltes Engagement mit KOLs und HCPs: Zusammenarbeit mit Schlüsselfiguren im Gesundheitswesen, um das Produkt bekannt zu machen und dessen Vorteile hervorzuheben.
  2. Wettbewerbsfähige Preisgestaltung und Serviceangebote, die das Produkt vom Wettbewerb abheben und zusätzliche Wertangebote bieten, um Kostenträger zu überzeugen.
  3. Patienten- und Segmentierung: Die Entwicklung und Umsetzung gezielter Marketingstrategien, die speziell auf bestimmte Patientengruppen und deren Bedürfnisse ausgerichtet sind, die den größten Nutzen aus dem Produkt ziehen.
  4. Evidenzgenerierung und Studien: Umfangreiche Studien und Datenanalysen, um die Wirksamkeit des Produkts zu untermauern und die Akzeptanz im Gesundheitswesen zu fördern.

4. Who Benefits?: Geringer Bedarf und geringe Differenzierung

Dieser Archetyp umfasst Produkte, die weder eine besondere Differenzierung noch einen hohen medizinischen Bedarf aufweisen und daher eine begrenzte Zielgruppe ansprechen. Hier ist ein kosteneffizienter Ansatz gefragt, da sich das Potenzial des Produkts eher in Nischenmärkten entfaltet. Erfolgsstrategien umfassen:

  1. Gezieltes Targeting von Prescribern und Patienten: Die Ansprache einer ausgewählten Zielgruppe, die die größten Vorteile aus dem Medikament ziehen kann, um Ressourcen effizient zu nutzen.
  2. Realistische Markterwartungen und Finanzziele setzen: Das Setzen realistischer Erwartungen in Bezug auf Umsatz und Marktanteil ist entscheidend, um das Produkt rentabel zu gestalten.
  3. Angebot von Zusatzservices, die das Produkt hervorheben und Patienten Mehrwert bieten, um eine Kundenbindung in einem begrenzten Marktumfeld zu sichern.
  4. Verbraucherorientierte Preisstrategien und Zugangsmöglichkeiten (eng. “consumer focus and access”) wie Preisvergünstigungen, co-pay-Programme oder direkte Werbung (DTC).

Die Relevanz der Launch-Archetypen zur Segmentierung und Ressourcenplanung

Die frühzeitige Zuordnung eines Medikaments zu einem dieser Archetypen ermöglicht eine gezielte und effiziente Ressourcenverteilung und stellt sicher, dass die jeweilige Strategie den Anforderungen des Marktes entspricht. Laut IQVIA stabilisieren sich die Verschreibungsmuster innerhalb der ersten 14 bis 17 Wochen nach Markteinführung. Der richtige Archetyp, in Kombination mit einer klaren Strategie und umfassender Vorbereitung, kann somit einen entscheidenden Unterschied im Erfolg eines neuen Medikaments machen.

IQVIA’s Launch-Archetypen

Zusammengefasst bieten die Launch-Archetypen von IQVIA einen präzisen Rahmen, um die Markteinführungsstrategie jedes Produkts zu optimieren, indem spezifische Erfolgsfaktoren und Investitionsprioritäten frühzeitig festgelegt werden.


Quellen:

  1. IQVIA – Launch Frameworks
  2. Pharmaceutical Science Management Association (PSMA) – Launch Archetypes: The Bedrock of Successful Launch Strategies

Mehr zur erfolgreichen Medikamenteneinführung in unseren anderem Blog-Artikel – Erfolgreiche Medikamenteneinführung: Strategien & Frameworks

Wettbewerbsanalyse: Der Schlüssel zum Erfolg in der Biotechnologie und Pharmabranche

In der dynamischen Welt der Biotechnologie und Pharmabranche ist eine gründliche Wettbewerbsanalyse unerlässlich. Sie ermöglicht es Unternehmen, ihre Position im Markt zu verstehen, Alleinstellungsmerkmale (Differentiation) zu identifizieren und fundierte strategische Entscheidungen zu treffen. Besonders bei der Entwicklung neuer Therapeutika, kann eine sorgfältige Analyse den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg ausmachen.

Bedeutung der Wettbewerbsanalyse

Die Wettbewerbsanalyse hilft Ihnen, Ihren Unique Selling Point (USP) zu identifizieren – das, was Ihr Produkt von anderen abhebt. Indem Sie verstehen, wer Ihre direkten und indirekten Wettbewerber sind und wie sich deren Produkte von Ihren unterscheiden, können Sie Ihre eigene Strategie entsprechend anpassen.

Identifikation der Wettbewerber

Der erste Schritt besteht darin, die relevanten Wettbewerber zu identifizieren:

  • Direkte Wettbewerber: Unternehmen, die ähnliche Produkte oder Technologien entwickeln wie Sie. Bei der Entwicklung eines neuen Therapeutikums gegen Lymphome z.B. wären das alle Firmen, die ebenfalls Lymphom-Behandlungen anbieten.
  • Indirekte Wettbewerber: Unternehmen, die alternative Lösungen anbieten könnten. Dies könnten Firmen sein, die Therapien für andere Krebsarten entwickeln, die potenziell auch bei Lymphomen wirksam sind, oder solche, die medizinische Geräte oder Diagnoseplattformen für Krebserkrankungen entwickeln.

Beispiel: Ein Medikament, das ursprünglich zur Behandlung von Leukämie entwickelt wurde, könnte nach erfolgreichen Studien auch bei Lymphomen eingesetzt werden und somit zu einem direkten Konkurrenten werden.

Informationsbeschaffung

Die Beschaffung von Informationen über Wettbewerber kann herausfordernd sein, da viele Biotech-Unternehmen in frühen Entwicklungsphasen noch nicht viel preisgeben. Folgende Methoden können hilfreich sein:

  • Spezialisierte Datenbanken: Nutzen Sie Tools wie Global Data und Adis Insight, die detaillierte Informationen über Medikamentenentwicklungen und Unternehmensaktivitäten bieten.
  • Online-Plattformen: Websites wie Crunchbase und AngelList ermöglichen es, nach Unternehmen in bestimmten Branchen und mit spezifischen Technologien zu suchen.
  • Internetrecherche: Eine gezielte Google-Suche mit relevanten Keywords kann viele Informationen liefern.
  • Firmenwebseiten: Die Webseiten ihrer Konkurrenten enthalten oft eine Pipeline (Liste an Entwicklungsprojekten) und Informationen in Presseerklärungen und/oder Präsentation für Investoren
  • Fachkonferenzen und Messen: Diese bieten nicht nur aktuelle Branchentrends, sondern auch Networking-Möglichkeiten mit potenziellen Wettbewerbern und Partnern.
  • Experteninterviews: Gespräche mit Brancheninsidern können tiefe Einblicke und Hintergrundinformationen bieten.

Analyse und Vergleich

Erstellen Sie eine detaillierte Liste oder Tabelle mit folgenden Informationen für jeden Wettbewerber:

  • Name des Unternehmens
  • Produkt(e)
  • Wirkmechanismus (Mode of Action, MOA)
  • Art der Verabreichung (Route of Administration, RoA)
  • Preisgestaltung

Diese Übersicht hilft Ihnen, Ihre eigenen Stärken und Schwächen im Vergleich zur Konkurrenz zu erkennen. Fragen Sie sich:

  • Wie unterscheiden sich unsere Produkte?
  • Bieten wir einen neuen Wirkmechanismus an (First-in-Class)?
  • Verbessern wir bestehende Therapien durch höhere Wirksamkeit oder weniger Nebenwirkungen (Best-in-Class)?
  • Können wir durch effizientere Produktion einen Preisvorteil (im Fall von Generika) erzielen?

Bewertung der Risiken und Chancen

Jede Strategie bringt spezifische Risiken und Chancen mit sich:

  • First-in-Class: Sie betreten Neuland mit einem ungetesteten Wirkmechanismus, was ein hohes Innovationspotenzial bietet, aber auch das Risiko von klinischen Fehlschlägen erhöht.
  • Best-in-Class: Sie verbessern bestehende Therapien, müssen sich aber gegen etablierte Produkte behaupten und nachweisen, dass Ihr Produkt überlegen ist.
  • Preisvorteil: Ein kostengünstigeres Produkt kann Marktanteile gewinnen, aber Sie müssen sicherstellen, dass die Qualität nicht leidet und der niedrigere Preis nicht zu Lasten der Marge geht.

Bedeutung für Investoren und Unternehmensbewertung

Eine fundierte Wettbewerbsanalyse ist ein wesentlicher Bestandteil jeder Investorenpräsentation. Investoren möchten sehen, dass Sie den Markt verstehen und realistische Einschätzungen vornehmen können. Präsentieren Sie Ihre Analyse visuell ansprechend, zum Beispiel in Form von Grafiken oder Matrizen.

Die Wettbewerbsanalyse hilft auch bei der Festlegung von Preisstrategien und bei der Bewertung Ihres Unternehmens, was entscheidend für zukünftige Investitionen ist.

Kontinuierliche Marktbeobachtung

Der Biotechnologie- und Pharmamarkt ist äußerst dynamisch. Neue Wettbewerber können jederzeit auftreten, und bestehende können ihre Strategien ändern. Es ist daher unerlässlich, die Wettbewerbsanalyse regelmäßig zu aktualisieren und stets auf dem Laufenden zu bleiben.

Nützliche Tools und Ressourcen

  • Global Data: Bietet umfassende Marktdaten und Analysen.
  • Adis Insight: Liefert Informationen zu Medikamenten in der Forschung und Entwicklung.
  • Crunchbase: Plattform für Unternehmensinformationen und Finanzdaten.
  • AngelList: Netzwerk für Start-ups, Investoren und Jobs.

Zusätzlich sollten Sie:

  • Regelmäßig Google nutzen: Bleiben Sie durch aktuelle Nachrichten und Veröffentlichungen informiert.
  • Fachkonferenzen besuchen: Knüpfen Sie Kontakte und erfahren Sie Neuigkeiten aus erster Hand.
  • Experten konsultieren: Profitieren Sie von Erfahrungen und Einschätzungen von Brancheninsidern.

Fazit

Eine sorgfältige Wettbewerbsanalyse ist ein strategischer Imperativ für jedes Unternehmen in der Biotechnologie und Pharmabranche. Sie ermöglicht es Ihnen, Ihre Marktposition zu stärken, Ihr Alleinstellungsmerkmal klar zu definieren und strategische Entscheidungen auf einer soliden Informationsbasis zu treffen. Durch die kontinuierliche Überwachung des Wettbewerbs und die Nutzung spezialisierter Tools können Sie flexibel auf Marktveränderungen reagieren und Ihre Erfolgschancen erheblich steigern.

Schlusswort

Investieren Sie Zeit und Ressourcen in eine fundierte Wettbewerbsanalyse. Sie ist nicht nur ein Werkzeug zur Strategieentwicklung, sondern auch ein Signal an Investoren und Partner, dass Ihr Unternehmen gut positioniert ist, um in einem wettbewerbsintensiven Markt erfolgreich zu sein.


Sie brauchen Unterstützung bei ihrer Wettbewerbsanalyse? Schreiben Sie uns unter info@berlinbiotech.de, wir unterstützen Sie gerne!

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