September 9, 2024

Die Rolle von Geistigem Eigentum bei der Gründung eines Biotech-Startups

Die Biotechnologie ist eine Branche, die stark von Innovationen lebt. Neue Entdeckungen und Entwicklungen haben das Potenzial, die Medizin zu revolutionieren, Krankheiten zu heilen und das Leben von Millionen Menschen zu verbessern. In diesem hochdynamischen Umfeld spielt geistiges Eigentum (Intellectual Property, IP) eine zentrale Rolle. Insbesondere Patente sind für Biotech-Startups entscheidend, um ihre Forschung und Entwicklung zu schützen, finanzielle Unterstützung zu erhalten und sich gegenüber Wettbewerbern zu positionieren. In diesem Blogpost werden wir die verschiedenen Aspekte von geistigem Eigentum und Patenten für Biotech-Gründungen beleuchten.

Überblick über Patente

Ein Patent gewährt dem Inhaber das exklusive Recht, eine Erfindung für einen bestimmten Zeitraum zu nutzen und Dritte davon auszuschließen. In der Biotechnologie umfassen Patente häufig neue Methoden, Verbindungen, Verfahren oder Geräte, die in der Forschung und Medizin Anwendung finden. Für Startups sind Patente entscheidend, da sie Innovationen schützen und den Weg zur Kommerzialisierung ebnen. Ohne ein starkes Patentportfolio besteht die Gefahr, dass Konkurrenzunternehmen die eigene Forschung kopieren und den Markt schneller bedienen.

Definition von „Neu“

Damit eine Erfindung patentierbar ist, muss sie neu sein. Das bedeutet, dass sie zum Zeitpunkt der Patentanmeldung noch nicht öffentlich zugänglich gemacht wurde. Hierbei ist es entscheidend, dass keine wissenschaftliche Publikation oder Präsentation der Erfindung vor der Patentanmeldung erfolgt. Neuheit bedeutet also, dass die Idee oder Technologie weder in Publikationen noch auf Konferenzen vorgestellt wurde. Für Biotech-Gründer ist dies eine wichtige Lektion: Niemals eine Erfindung veröffentlichen, bevor das Patent angemeldet wurde. Ein Fehler an dieser Stelle könnte das gesamte Patent gefährden.

Die Rolle der Patentsuche

Bevor ein Patent angemeldet wird, ist eine gründliche Patentsuche (Patent Search) unerlässlich. Diese Suche hilft zu klären, ob die Erfindung wirklich neu ist, oder ob bereits ein ähnliches Patent existiert. Hierbei können auch sogenannte Freedom-to-Operate-Analysen eine Rolle spielen, um sicherzustellen, dass das Unternehmen bei der Nutzung der Technologie keine bestehenden Patentrechte verletzt. Die Patentsuche ist also ein erster, kritischer Schritt im Patentprozess und sollte mit großer Sorgfalt durchgeführt werden.

Technology Transfer Büros an Universitäten

Viele Biotech-Startups entstehen aus universitären Forschungsprojekten. Die Forschungsergebnisse, die im akademischen Umfeld entwickelt werden, gehören jedoch oft nicht den Forschern alleine, sondern auch der Institution, an der sie arbeiten. Hier kommen die Technology Transfer Offices (TTOs) ins Spiel. Diese Büros haben die Aufgabe, Forschungsergebnisse in kommerziell nutzbare Produkte zu überführen. Für Gründer, die an Universitäten tätig sind, ist es wichtig, frühzeitig mit dem TTO zusammenzuarbeiten, um den besten Weg für den Schutz und die Vermarktung ihrer Forschung zu finden. Ein TTO kann auch bei der Patentanmeldung und der Verhandlung von Lizenzverträgen helfen.

Als Angestellter gehört deine Forschung oft nicht dir allein

Besonders wichtig zu beachten: Als Angestellter einer Universität oder eines Unternehmens gehört die Forschung oft nicht dem Wissenschaftler selbst, sondern dem Arbeitgeber. Das bedeutet, dass alle Erfindungen, die während der Arbeitszeit oder mithilfe der Ressourcen des Arbeitgebers gemacht werden, in der Regel dem Unternehmen oder der Universität gehören. Für Gründer, die aus einer akademischen oder industriellen Position heraus starten, ist es daher wichtig, sich über die Eigentumsrechte (Ownership) ihrer Erfindungen im Klaren zu sein.

Lizensierung von Universitäten

Ein üblicher Weg, wie Biotech-Startups aus Universitätsforschung entstehen, ist die Lizenzierung (Licensing). Dabei erwirbt das Startup das Recht, eine bestimmte Technologie oder Erfindung, die an der Universität entwickelt wurde, zu nutzen und zu kommerzialisieren. Die Lizenz kann exklusiv oder nicht-exklusiv sein und die Konditionen hängen oft von den Verhandlungen mit dem Technology Transfer Office ab. Für ein Startup kann dies ein kostengünstiger Weg sein, um auf fortgeschrittene Forschungsergebnisse zuzugreifen, ohne den gesamten Entwicklungsprozess selbst durchlaufen zu müssen.

Der Patentprozess

Der Patentprozess beginnt mit der Patentanmeldung. Ein Patentanwalt (Patent Attorney) ist hier ein unverzichtbarer Partner, um sicherzustellen, dass die Erfindung richtig beschrieben und geschützt wird. Die Anmeldung erfolgt in der Regel bei nationalen Patentämtern, wie dem Deutschen Patent- und Markenamt (DPMA) oder dem Europäischen Patentamt (EPA). Der Prozess kann mehrere Jahre dauern und umfasst Prüfungen, bei denen festgestellt wird, ob die Erfindung neu, erfinderisch und gewerblich anwendbar ist.

Ein internationaler Schutz kann über das Patent Cooperation Treaty (PCT) erreicht werden, wodurch Startups Zeit gewinnen, um Patente in mehreren Ländern gleichzeitig anzumelden. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass nicht jede Erfindung in jedem Land patentiert werden kann und dass nationale Gesetze stark variieren.

Kosten des Patentprozesses

Der Patentprozess kann teuer und zeitaufwendig sein. Schon die Anwaltskosten und Gebühren für die Anmeldung können leicht mehrere tausend Euro betragen. Hinzu kommen laufende Kosten für die Aufrechterhaltung des Patents, die von Land zu Land unterschiedlich sind. Diese Kosten steigen oft, je mehr Länder einbezogen werden. Für Biotech-Startups ist es daher essenziell, eine kluge Patentstrategie zu entwickeln und zu entscheiden, in welchen Märkten sie ihre Erfindungen schützen wollen. Investoren legen großen Wert auf den Schutz des geistigen Eigentums, weshalb ein gut geplantes Patentportfolio die Chancen auf eine erfolgreiche Finanzierung erheblich verbessern kann.

Zusammenfassung

Geistiges Eigentum, insbesondere Patente, sind ein wesentlicher Bestandteil für den Erfolg von Biotech-Startups. Der Schutz von Innovationen ermöglicht es jungen Unternehmen, sich auf dem Markt zu behaupten, Investoren zu überzeugen und ihre Forschung kommerziell zu verwerten. Der Weg zum Patent ist jedoch mit vielen Herausforderungen verbunden – von der Patentsuche über die Zusammenarbeit mit Universitäten und dem Technology Transfer bis hin zu den hohen Kosten des Prozesses. Eine durchdachte IP-Strategie ist daher entscheidend für den langfristigen Erfolg eines Biotech-Startups.

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